18. Die Tierheime hierzulande sind voll, wieso sollten wir Auslandstierschutz unterstützen?

23. Mai 2024

18. Die Tierheime hierzulande sind voll, wieso sollten wir Auslandstierschutz unterstützen?

Tierheime sind Begegnungsstätten und sollten dies auch unbedingt weiterhin bleiben. Wie seriöser Auslandstierschutz dabei hilft, erklären wir Ihnen gerne:

Dieser Tage wird wie unter einem Brennglas deutlich, dass unsere innerdeutschen Tierheime endlich unterstützt und reformiert werden müssen.
In dieser angespannten Lage ist im vergangenen Sommer (2023) auch die Missstimmung gegenüber dem Auslandstierschutz nicht an uns als Träger der Smeura vorübergegangen. Beim Thema Auslandstierschutz möchten wir Ihnen, liebe Freunde, gerne folgende wichtige Informationen zur Lage der Tierheime und der Tierheimstrukturen hier in Deutschland einmal näherbringen.
Der Auslandstierschutz ist fester Bestandteil in deutschen Tierheimen und findet mehrheitlich statt. Einerseits weil Tierschutz nicht an der Landesgrenze endet und andererseits, weil verhaltensauffällige Abgabehunde nicht an Erstadoptanten oder „normale“ Hundehalter vermittelt werden können.

Für verhaltensauffällige Abgabehunde – und das sei an dieser Stelle betont – bedarf es Lösungen innerhalb und außerhalb unserer Tierheime, beispielsweise ausreichend Kapazität zur Weiterbildung bestehender Mitarbeiter im Umgang mit verhaltensauffälligen Hunden und dem Ausbau eines gemeinschaftlichen innerdeutschen Netzwerkes zur Übernahme und Beherbergung dieser Hunde.
Es gibt keine Übersicht und auch keine Statistik darüber, die belegen, dass Auslandstierschutzhunde im Allgemeinen die verhaltensauffälligen Problemhunde unserer Tierheime sind. Vielmehr sind es Auslandshunde ohne Tierschutzhintergrund, sogenannte Kofferraumwelpen, meist Rassehunde oder Internetwelpen, die über windige Portale oder Tiermärkte ohne tierschutzrelevante Aspekte verkauft wurden und dann vermehrt als verhaltensauffällige Hunde abgegeben werden. So melden es unsere rund 100 Partnervereine vermehrt an uns zurück. Und auch dabei gilt es zu berücksichtigen, ob die Hunde bereits verhaltensauffällig hier in Deutschland ankamen, oder ob sie durch fehlende Sachkunde ihrer neuen Halter zu derartigem Verhalten „gezwungen“ wurden. Benannte Sachkunde ist ein absolut wichtiges Thema, welches zukünftig unbedingt Berücksichtigung finden sollte.

Problematisch ist, dass wenn unsere Tierheime keine gut vermittelbaren, sozialen, freundlichen und aufgeschlossenen Hunde innerhalb ihrer Einrichtungen beherbergen, die teilweise ahnungslosen Interessenten und Adoptanten in die Hände von Händlern, Züchtern und in die Internetportale getrieben werden. Die meisten Menschen, die ein deutsches Tierheim besuchen und ein berechtigtes Interesse an der Adoption eines Hundes haben, sollten bereits bei ihrem ersten Besuch die Möglichkeit haben, einen Hund kennenzulernen oder zumindest etwas über ihn zu erfahren, anderenfalls verliert man diese Menschen und bestärkt das unsägliche Argument, die deutschen Tierheime haben keine (normalen) Vermittlungshunde.

Es liegt uns fern, positive finanzielle Aspekte über rasche Vermittlungen von sozialen Hunden als Argumentationshilfe zu nutzen, um den Auslandstierschutz zu etablieren, denn die korrekte und kostendeckende Finanzierung unserer Tierheime ist Aufgabe von Kommunen, Ländern und dem Bund. Unabhängig davon ist das Gegenteil der Fall, denn wenn man Auslandstierschutz mit Herz und Verstand lebt und betreibt, erzielt man keinen Gewinn, sondern fördert nachhaltige Kastrationsprojekte des Auslandstierschutzpartners oder ermöglicht mit der Schutzgebühr beispielsweise einem erkrankten Hund eine Operation oder trägt Kosten für spezielle Verhaltenstherapie oder spezielles Hundetraining.

Mit diesem Plädoyer für unsere (deutschen) Tierheime an Sie, liebe Freunde, möchten wir Sie bitten, den Auslandstierschutz differenziert zu betrachten. Seriöser Auslandstierschutz ist nicht mit illegalem Handel, illegaler Einfuhr, windigen Händlern und unseriösen Züchtern oder Pseudo-Tierschützern gleichzustellen. Auslandstierschutz ist kein Phänomen oder gar Trend, sondern ein seit langer Zeit praktizierter Bestandteil unserer Tierheimarbeit in Deutschland.
Die Nachfrage – so wirtschaftsorientiert dieses Wort an dieser Stelle klingen mag- nach gut vermittelbaren Hunden ist in Deutschland gegeben und nicht sinkend. Wenn unsere Tierheime keine freundlichen Hunde mehr vorstellen können, geben wir die allgemeine Tiervermittlung aus der Hand unserer Tierschützer hierzulande und in die Hände der illegalen Vermehrer, Züchter und der Internetportale.

Wenn ein deutsches Tierheim über insgesamt 10 Zwinger verfügt, dann ist glasklar, dass 8 Zwinger für regionale Hunde (Fundtiere, Abgabetiere, Beschlagnahmungen, Rückläufer) zur Verfügung stehen müssen, doch zwei Zwinger sollten in jedem Tierheim immer für gut vermittelbare Hunde zur Verfügung stehen, denn dadurch bleiben (oder werden ganz schnell wieder) unsere Tierheime zur Begegnungsstätte und zum Kompetenzzentrum für Mensch und Tier und für Bündnisse fürs Leben! Gut vermittelbare Hunde bringen den Tierheimen ein positives Image und lebenslange Verbundenheit.

Es geht nicht darum, deutsche Hunde gegen Auslandshunde auszuspielen und auch nicht darum, dass man verhaltensauffällige Hunde auf die Strafbank schiebt. Diese Hunde haben ohnehin eine schwere Last zu tragen, durch die meist Menschenhand verursachten Verhaltensauffälligkeiten, die nur sehr schwer und zeitaufwendig korrigiert werden können. Eine Aufgabe mit der unsere deutschen Tierheime bedauerlicherweise alleingelassen werden.
Sind Tierheime die oben genannte Begegnungsstätte und in den Köpfen der Menschen als erste Anlaufstelle für die Aufnahme eines Tieres verankert, haben alle Schützlinge schlussendlich größere Vermittlungschancen.


Seriöser Auslandstierschutz kann überprüft werden.
Gerne geben wir Ihnen folgende Checkliste dazu an die Hand. Diese haben wir sowohl für allgemein Interessierte, aber vor allem auch für die Tierheime und Tierschutzvereine hierzulande erstellt, denn sie werden tagtäglich mit vielfachen Hilferufen aus aller Welt konfrontiert und müssen dann entscheiden, ob sie helfen oder nicht. Mit dem untenstehenden Fragenkatalog können Sie, abseits aufkommender Emotionen, auf leichte Art und Weise prüfen, ob es sich bei Tierschutzprojekten um seriösen Auslandstierschutz handelt, der bedenkenlos unterstützt werden kann. Dies ist der Fall, wenn Sie die nachfolgenden Fragen mit einem klaren Ja beantworten können.

Die Checkliste finden Sie auch noch einmal hier zum Download bereitgestellt:
Checkliste für seriösen Auslandstierschutz

  1. Verfügt die Tierschutzorganisation über einen gültigen Freistellungsbescheid des zuständigen Finanzamtes und geht transparent mit ihrer Mittelverwendung (Ausgabendarstellung und prozentuale Auflistung der Ausgabekategorien) um?
  2. Besteht ausreichend und leicht einsehbar Information zur tierschutzpolitischen Lage des jeweiligen Landes und der dortigen Infrastruktur?
    Zum Beispiel das in Rumänien 2013 erlassene Tötungsgesetz (Legea 258/2013), das besagt, dass streunende Hunde von städtischen Tierfängern gefangen, über 14 Tage hinweg in einer städtischen Einrichtung beherbergt und sofern nicht durch Privatpersonen oder Tierschutzorganisationen adoptiert, getötet werden dürfen – ohne medizinische Indikation.
  3. Verfügt die Tierschutzorganisation über eine gültige, vollumfängliche Genehmigung nach §11 TierSchG., Ziffer 1-5 sowie die Erlaubnis als Transportunternehmen nach VO (EG) 1-2005 zum innergemeinschaftlichen Verbringen von Hunden und Katzen und deren Abgabe gegen Entgelt und sind die mit dem Rettungstransport betrauten Mitarbeiter sachkundig und die Fahrzeuge vom Veterinäramt zugelassenen sowie optisch deutlich gekennzeichnet?
  4. Ist die Zulassungsnummer des Veterinäramtes ersichtlich, werden TRACES-Meldungen korrekt ausgestellt und eine verantwortliche Person namentlich benannt?
  5. Liegt das Hauptaugenmerk der Tierschutzorganisation auf der Arbeit vor Ort? Werden zum Beispiel deutlich mehr Tiere vor Ort kastriert als zu uns nach Deutschland importiert und gehören auch
    Aufklärungsarbeit, Schulprojekte und politische Arbeit zum Engagement, um die Straßentierproblematik im Herkunftsland der Tiere an der Wurzel zu packen?
  6. Werden die Tiere niemals aus Tötungsstationen oder anderen prekären Verhältnissen freigekauft?
    Durch das Herauskaufen werden vor Ort finanzielle Anreize und somit korrupte Systeme erschaffen, die einen nachhaltigen Wandel für viele tausend notleidende Tiere blockieren.
  7. Werden die ins Inland verbrachten Tiere ausschließlich über Partnertierheime, Partnertierschutzvereine oder genehmigte, niedergelassene Pflegestellen nach allen tierschutzrelevanten Aspekten vermittelt?
  8. Besteht über das Partner-Netzwerk der Adoptierenden (Partnertierheime, Partnertierschutzvereine oder genehmigte, niedergelassene Pflegestellen) ein sogenanntes Auffangnetzwerk für Tiere, die beispielsweise aufgrund einer gescheiterten Vermittlung zurückkommen?
  9. Wird vor Vermittlung und Ausreise von sachkundigen Mitarbeitern das Wesen und der Charakter des Hundes im Ausland beschrieben und tatsächlich abgewogen, ob man dem entsprechenden Tier einen Gefallen tut, mit der Vermittlung in ein häusliches Umfeld?
  10. Werden vor Ausreise des Tieres Blutuntersuchungen oder mindestens Schnelltests gegen sogenannte Reisekrankheiten, also Krankheiten, die bei uns in Deutschland zum Glück (noch) nicht verbreitet sind (Babesiose, Ehrlichiose, Leishmaniose und die Herzwurmerkrankung Dirofilariose) angeboten, durchgeführt und das Ergebnis transparent im internationalen Heimtierausweis dokumentiert?

Liebe Freunde und Mitstreiter,
geben Sie Tierschutz eine Stimme und verbreiten Sie in Ihrem Familienkreis, Freundeskreis, bei Kollegen, Nachbarn und Bekannten den Gedanken, dass bei Interesse an einem Freund fürs Leben der erste Weg ins regionale Tierheim ist und nicht der schnelle Klick auf dem PC, dem Smartphone oder dem Tablet oder gar der Weg zu einem Kofferraumhändler oder einem dubiosen Züchter.

Nur wenn wir gemeinschaftlich und geschlossen auftreten, können wir dem illegalen Welpenhandel und den Unseriösen das Handwerk legen.