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Stellungnahme zum Fall Ana Oros Daraban
24. Januar 2023
Plädoyer für seriöse Berichterstattung und humanes Straßenhundemanagement
Liebe Freunde und Mitstreiter,
wir beziehen uns auf den tödlichen Beißvorfall vom vergangenen Samstag, den 21.01.2023 in Bukarest/ Rumänien, bei dem die 43-jährige Ana Oros Daraban tödlich verunglückte. Wir sind erschüttert über den schrecklichen Vorfall und möchten unser tief empfundenes Mitgefühl Anas Familie und ihren Freunden zum Ausdruck bringen.
In unzähligen Medienberichten, überwiegend rumänischer Urschrift und anschließender Übersetzung, wird immerzu von “Straßenhunden” gesprochen. Derzeit ist aber noch völlig unklar, ob es sich tatsächlich um Straßenhunde oder um sogenannte “Besitzer-Hunde” handelte.
Dieser Unterschied hilft Ana Oros Daraban jetzt nicht mehr, doch für weite Teile der rumänischen Bevölkerung und für uns ist es ein in besonderer Form wichtiges Detail. Als eine seit über 20 Jahren aktive Tierschutzorganisation, die in Rumänien das größte Tierheim der Welt leitet und pausenlos Kastrationskampagnen – die staatlich nicht gefördert werden – durchführt, sehen wir es als zwingend notwendig an, diese Detailfrage zu klären! Die meisten von uns erinnern sich an September 2013, als der 4-jährige Ionut Anghel angeblich von Straßenhunden totgebissen wurde, wenige Tage darauf erließ das rumänische Parlament unter damaliger Führung von Staatspräsident Traian Basescu das bis heute gültige Tötungsgesetz 258/2013 (Legea „Ionut“ 258).
Die Staatsanwaltschaft ermittelte damals aufgrund massiver Proteste von Tierschützern und stellte fest, dass der kleine Ionut von Wachhunden der Rasse Dobermann einer Sicherheitsfirma auf einem unzureichend eingezäunten Privatgelände zu Tode kam, doch der Mob gegen Straßenhunde und ein völlig sinnloses Gesetz, dass den Ursprung der Straßenhundeüberpopulation keinesfalls behandelt, war bereits in vollem Gange.
Heute, etwa 10 Jahre später erleben wir einen weiteren tödlichen Beißvorfall, bei dem Ana Oros Daraban ihr Leben lassen muss, und Rumäniens Politiker scheinen immer noch nicht verstanden zu haben, dass lediglich die flächendeckende Kastration – in erster Linie die Kastration der Besitzer-Hunde – die Straßenhundeüberpopulation zielführend und nachhaltig minimiert. Das Tötungsgesetz aus 2013 verschaffte, außer einem barbarischen Umgang mit Hunden, die tierschutzwidrig eingefangen, kurzfristig beherbergt und brutal ermordet werden, keinerlei Effekt auf Rumäniens Straßen. Im Gegenteil: in den freiwerdenden Ressourcen an Lebensraum und Nahrung stammen sich neue Hunderudel an. Das kurzfristige optische Verschwinden der Hunde sorgt für rasante Vermehrung, hauptsächlich bei den unkastrierten Besitzer-Hunden, deren Nachkommen von ihren Haltern ausgesetzt werden und immer wieder für neue Generationen von Straßenhunden sorgen.
Wir fordern vehement seit vielen Jahren, die Tötungsstationen in Kastrationszentren® umzuwandeln und das im Jahr 2014 novellierte Gesetz 258 Artikel 13.2 („Kastrationsgesetz“) endlich infrastrukturell umzusetzen.
Anas Tod zeigt wie unter einem Brennglas die Wichtigkeit der Anwendung des Gesetzes und vielmehr noch die infrastrukturelle Umsetzung. Nicht die Hunde, die erneut als Sündenböcke dienen sollen, verantworten Anas´ Tod, sondern die Politiker, die seit Jahrzehnten echte, zielführende, nachhaltige und effektive Lösungen zur humanen Reduktion der Hundepopulation ablehnen, blockieren und ignorieren!
Foto: Symbolbild für Straßenhunde in Rumänien
© Huib Rutten
Hier finden Sie themenspezifische Links und weiterführende Informationen:
Die Stadt der Hunde
Die Hunde dienen als Sündenböcke
Brüssel bestätigt Tötung von Hunden mit EU-Geldern
Video-Mediathek Tierhilfe Hoffnung e.V.
Hier finden Sie, zur Einordnung unserer Stellungnahme, den Textinhalt des am häufigsten verbreiteten Artikels zum Fall Ana Oros Daraban:
Frau beim Joggen von Straßenhunden angefallen und zu Tode gebissen.
Ein tragischer Vorfall erschüttert die rumänische Öffentlichkeit. Straßenhunde haben eine 43-jährige Frau beim Joggen angegriffen und totgebissen. Unfassbar: Die Frau soll schon einmal von Hunden attackiert und schwer verletzt worden sein – der Angriff am Samstag endete tödlich.
Straßenhunde haben in einem Ausflugsgebiet am Rande von Bukarest eine Frau beim Joggen angegriffen und zu Tode gebissen. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Mediafax unter Berufung auf die Polizei. Der tragische Vorfall, der sich am Samstag ereignete, erschütterte die rumänische Öffentlichkeit.
Die 43-jährige Biologin und Ingenieurin war einem Bericht zufolge schon einmal von Straßenhunden angegriffen und schwer verletzt worden. Und zwar im vergangenen April im selben Gebiet am Morii-Stausee im 6. Bukarester Stadtbezirk. Das schrieb die Facebook-Plattform “Coruptia ucide” (Korruption tötet) am Samstagabend. Nachrufe beschrieben die Frau als natur- und tierliebend und sportlich. Sie war demnach aktive Bergsteigerin und engagierte sich in verschiedenen Umwelt- und Naturschutz-Initiativen. Sie arbeitete auch als Expertin für das Umweltdezernat der Stadt Bukarest. Den Angaben zufolge hinterlässt sie ein Kind. Streunende Hunde stellen in rumänischen Städten seit Jahrzehnten ein Problem dar. Abertausende Tiere leben in Rudeln zusammen, die ihre Reviere aggressiv verteidigen. Immer wieder werden Menschen gebissen. Für großes Aufsehen sorgte, als im Jahr 2013 ein vierjähriger Junge von Straßenhunden getötet wurde. Rumäniens Behörden kämpfen bislang eher erfolglos gegen das Problem. Sterilisierungskampagnen, die Unterbringung in heillos überfüllten Tierheimen und gelegentliche Tötungen von streunenden Tieren vermochten die Lage bislang nicht wesentlich zu verbessern.
Artikel von: Agentur dpa